Adolf Traugott von Gersdorf ist eine hervorragende und für unsere Region verdiente Persönlichkeit, an die an dieser Stelle mit Sicherheit erinnert werden soll. Er wurde am 20. März 1744 im Gutshof Rengersdorf bei Görlitz in einer sehr vermögenden und in der Oberlausitz bekannten Familie geboren. Die erste Ausbildung bekam er bei Hauslehrern und im Gymnasium Augustum in Görlitz. Gleich nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges immatrikuliert sich der 19-jährige Gersdorf an der Universität Leipzig, wo er Naturgeschichte, Ökonomie, Physik, Geologie sowie Literaturgeschichte studierte. Nach dem Abschluss des Studiums 1766 (mit dem Magistergrad) konnte Gersdorf sorgfältiger die Verwaltung seines Guts führen. In den Jahren 1767-1768 entstand seine wunderschöne Residenz in Meffersdorf (heute: Unięcice, ein Teil von Wigandsthal (heute: Pobiedna)). Anfangs verweilte dort Gersdorf in den Sommermonaten. Erst 1789 ließ sich in Wigandsthal nieder. „Der gelehrte Mann aus Meffersdorf“ war sein Spitzname, er unterschied sich sehr von den Landbesitzern seiner Zeit. Den Unterschied machte nicht sein großes Vermögen oder breites ökonomisches Wissen, sondern der besonders menschliche Umgang mit seinen Leibeigenen aus. In den Jahren der Missernte, des Hungers und der Überteuerung verteilte er an sie Geld und Nahrung. Er dachte sich für seine Bauern unterschiedliche Tätigkeiten, damit sie verdienen konnten. Auf diese Weise entstand z.B. Turm für Planetenbeobachtung in Neu Gersdorf (heute: Gierałtówek).
Durch seine Interessenvielfalt ähnelte Gersdorf hervorragendsten Persönlichkeiten der Renaissance. In den 60er Jahren 18. Jahrhunderts beschäftigte ihn vor allem Meteorologie und Mineralogie. Die Mineralien- und Fossiliensammlung von Gersdorf gehörte zu den besonders wertvollen im ganzen damaligen Deutschland. Sehr viele wunderbare Exemplare gewann der Gelehrte 1786 während einer Expedition in die Alpen. Die schweizerische Expedition von Gersdorf ging in die Chroniken des Weltalpinismus über. Der Besitzer von Wigandsthal war nämlich der einzige glaubhafte Augenzeuge von Eroberung (alles sah er durch ein Fernrohr) von Doktor M.G. Paccard.
Berge waren eine große Leidenschaft von Gersdorf. Zur Wende 18./19. Jahrhundert gehörte er zu den größten Kennern vom Riesen- und Isergebirge. Während seiner Ausflüge versetzte er Menschen aus seinem Stand in Staunen. Er wanderte durch die Berge beladen mit Fernrohren, Thermometern, Barometern und unzähligen anderen Geräten. Er übernachtete oft in Pferde- oder Kuhställen und Heumieten. Adolf Traugott von Gersdorf war in der Oberlausitz Pionier im Bereich Forschungen an der Elektrizität. In einem seiner Schlosszimmer richtete er sein Physikalisches Kabinett mit elektrostatischen Anlagen ein. Auf Gersdorfs Bestellung wurden sie von Firmen aus Holland und England hergestellt. Der adelige Wissenschaftler besaß auch eine kleine elektrostatische Anlage, die für ihn 1798 der in Schwetz an der Weichsel (heute: Świecie) „persönliche Mechaniker“ Traugott Weise konstruiert. Gersdorf nutzte diese Anlagen u.a. für medizinische Zwecke. Er machte sich vor, eine neue, fortschrittliche Heilungsmethode erfinden zu können.
„Der gelehrte Mann aus Meffersdorf“ führte als der erste in der Oberlausitz den Blitzableiter ein. Anfangs betrachtete man die Erfindung von Benjamin Franklin mit großem Misstrauen. Gersdorf brach das Eis. Dank ihm wurden Blitzableiter am Schloss Radmeritz (heute: Radomierzyce), an der Kirche in Wiesa bei Greiffenberg (heute: Wieża pod Gryfowem Śląskim), in Hirschberger Zuckerraffinerie und an vielen anderen Gebäuden angebracht. Gersdorf befasste sich auch mit der Astronomie. Für die Beobachtung von Planeten und Sternen dienten ihm oft die umliegenden Berge (u.a. Smrek, Czerniawska Kopa). Als er im Alter kränkelte, führte er seine Beobachtungen vom Pavillon im Park am Schloss und vom Turm Mon Plaisir in Neu Gersdorf (heute: Gierałtówek) aus.
Bis heute ist in Deutschland eine Organisation aktiv, deren Mitgründer und Unterstützer eben Adolf Traugott von Gersdorf sowie der in Lauban geborene Karl Gottlob von Anton waren. Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, davon ist hier die Rede, wurde im April 1779 in Görlitz gegründet. Anfangs trug sie den Namen die Oberlausitzische Gesellschaft für Förderung der Geschichts- und Naturkunde und befasste sich hauptsächlich mit der Sprachwissenschaft, Geschichte, Archäologie, Physik, Natur, Ökonomie und Volksbildung. Vor seinem Tod am 16. Juni 1807 vermachte Gersdorf der Gesellschaft seine wertvolle Literatur-, Mineral- und Gemäldesammlung.