Hermann Wenzel war ein Komponist. Er wurde am 16. Dezember 1863 in Großschönau in Sachsen geboren. Er war der Sohn von Carl Gottfried Wenzel, einem Damastweber und Laienmusiker. Schon in seiner Jugend sah man seine Begabung. Im Alter von 11 Jahren sang er in einem Kirchenchor. Er bekam Unterricht in Kontrapunkt und Orgelspiel von dem in Großschönau ansässigen Kantoren, der seine Begabung erkannte.
Wenzel absolvierte die sogenannte Webschule in Großschönau, in der er den Beruf seines Vaters erlernte. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten konnte er erst mit 21 Jahren ein Studium der Musik beginnen. Er nahm sein Studium am Dresdner Konservatorium auf, wo er eine gründliche Ausbildung im Klavier- und Violinspiel, in Gesang, Harmonielehre und Komposition erhielt.
Danach kehrte er 1887 nach Großschönau zurück und war seitdem als freier Musiklehrer, Chorleiter und Komponist tätig. Am 17. April 1913 bekam er von den sächsischen König Friedrich August III. den Titel „königlicher Musikdirektor“.
Die Salonfantasie „Frühlingsklänge“, op. 12, war seine erste Komposition für Klavier. In seiner ersten Schaffensperiode komponierte er Salonstücke, Tänze und Märsche für Klavier, die sehr erfolgreich waren. Davon komponierte er mehrere tausend Stücke. Bis 1914 wurden über 500 Einzelausgaben von Salonstücken veröffentlicht. Ein Beispiel dafür ist Gavotte Veilchen aus Abbazia, op. 214, die sich außerordentlicher Beliebtheit erfreute und in Repertoire von Salonorchester und Chor aufgenommen wurde.
Auch heutzutage werden für den Anfangsunterricht im Klavierspiel die 12 Bände des „Schweizer Salon Albums“ genutzt. Hermann Wenzel hinterließ viele Werke sowohl vom weltlichen und geistlichen Charakter für Männerchor, Frauenchor und gemischten Chor. Außerdem war er Autor von einigen Lieder und Arien für Singstimme und Klavier oder Orgel. Er schrieb auch Kompositionen für Cello und Klavier sowie Sonatinen für Violine und Klavier.
Die Bände Allerseelen, Choralvorspiele und Orgelzauber sind seine Kompositionen für Harmonium. Das Harmonium ist ein Musikinstrument, das einem Klavier ähnlich ist und die Töne werden durch Metallzungen erzeugt, auf die mit einem Blasebalg Luft geblasen wird. In diesen Kompositionen verwendete er ein breites Harmoniespektrum. Wenzel schrieb eine Klavier-,eine Harmonium- und eine Violinschule, wobei die letzte unveröffentlicht blieb.
Fast alle seiner Werke wurden beim Verleger Fr. Portius, in Leipzig veröffentlicht, außer dem op. 2, Jugendzeit für Männerchor und Baritonsolo a cappella. Die unten aufgelisteten Kompositionen sind im Druck erhältlich: Stimmungsbilder. 60 lyrische Tonstücke für Harmonium komponiert von Hermann Wenzel, Veilchen aus Abbazia. Gavotte für Piano componiert von Hermann Wenzel. Op. 214., Choralperlen. Eine Auswahl der schönsten und bekanntesten Choräle und geistlichen Lieder für Harmonium von Hermann Wenzel mit Text und charakteristischem Vor-, Zwischen- und Nachspiel für die jeweilige Melodie von Carl Schönherr, Opernschatz. Melodien aus Wagners Bühnen-Werken, für Harmonium-Solo mit unterlegtem Text. Leicht bearbeitet von Hermann Wenzel, Praktische Harmoniumschule. Ausführlicher Lehrgang. Das Harmonium von den ersten Anfängen an sicher und gründlich spielen zu lernen nebst Anleitung zum Registrieren und mit vielen Übungs- und Unterhaltungsstücken, bearbeitet von Hermann Wenzel.
Hermann Wenzel starb am 17. Juni 1944, auch in Großschönau. Seine Werke waren weltweit bekannt und sehr beliebt. Aber nach den Weltkriegen gerieten seine Werke in Vergessenheit. Angeblich ändert sich das heutzutage.