Einer der aktivsten Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in seiner frühen Tätigkeitsperiode war Karl Andreas von Meyer-Knonow, der am 30. Oktober 1744 in Schnellförthel (heute poln.: Okrąglica) geboren wurde. Seine Vorfahren stammten aus der Schweiz und siedelten sich im 15. Jahrhundert im Erzgebirge im deutsch-tschechischen Grenzgebiet an. Die Familie Meyer besaß zahlreiche Eisenhammer in der Umgebung von Annaberg-Buchholz und pflegte von Generation zu Generation die Bergbau- und Hüttentraditionen. Vater von Karl – Christian Andreas, der sich ein Vermögen erarbeitet hatte und vom Kaiser Franz I. in den Adelsstand mit dem Titel „zu Knonow“ erhoben wurde, zog in die Oberlausitz. Anfangs pachtete er eine Eisenhütte in Wehrau (heute poln.: Osiecznica), erwarb später das Gut in Schnellförthel (heute: Okrąglica). Mit seinem Namen war der Bau eines großen Hochofens in Schnellförthel verbunden, eines der ersten in der Oberlausitz.
Christian Andreas gab seinem Sohn eine gute Ausbildung. Als Hauslehrer stellte er in Schnellförthel den Prorektor des Gymnasiums in Görlitz, Sorben Jan Hórčański ein. Auf die intellektuelle Entwicklung des jungen Meyer-Knonows hatte das 1759 angefangene Studium an der Universität Leipzig einen großen Einfluss. Er brach es zwar vorzeitig ab und erlangte keinen akademischen Grad, wurde aber in Leipzig mit dem Geist der Aufklärung genügend gefüllt, um seine breiten Natur- und Musikinteressen zu entwickeln. Im Alter von 20 Jahren wurde zum Besitzer von Rothenburg an der Lausitzer Neiße, das am westlichen Rande der Görlitzer Heide liegt. Mit der kleinen Stadt erwarb er Dörfer: Tormersdorf (heute: Toporów) und Geheege. Der neue Besitzer von Rothenburg setzte sich zum Ziel, vor allem diese Ortschaft wirtschaftlich zu beleben, die unter den Folgen des Siebenjährigen Krieges litt. Karl Andreas baute also Getreidemühlen und Ziegeleien, führte die wegen dem Wollpreis risikohaften Schafzucht ein.
Einen Wendepunkt in seinem Leben stellte der Beginn der Bekanntschaft mit dem adeligen Wissenschaftler Adolf Traugott von Gersdorf dar. Der Gutsherr von Landgütern in Pobiedna und Świecie und am Fuße des Isergebirges ermunterte Meyer-Knonow zur ernsthafteren Betrachtung seiner Lieblingsbereichen, d.h. Ornithologie, Ichthyologie, Botanik, Geologie und Musik. Seitdem wurden Vertiefung des Naturwissens, Veranstaltung von wissenschaftlichen Exkursionen, sowohl in der Lausitz als auch im Ausland, Arbeit für die 1779 die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaft zum Sinn des Lebens von Meyer-Knonow. Da er erfolgreiche Verwaltung seines Landgutes mit den ständigen Exkursionen und Forschungen nicht in Einklang bringen konnte, verkaufte er Rothenburg und siedelte sich in Görlitz an. Der Gelehrte aus Schnellförthel wirkte auf vielen Gebieten. Er befasste sich mit dem Kennenlernen der oberlausitzer Avifauna und hatte eine große ornithologische Sammlung mit 170 Vogelarten zusammengestellt. Um die Sammlung mit Vogelexemplaren nicht zerstreut wird, vermachte er sie in seinem Testament an die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Der Tod unterbrach die Veröffentlichung des Verzeichnisses dieser wertvollen Sammlung. Karl Andreas von Meyer zu Knonow war Pionier im Bereich der Forschungen an der einheimischen Ichthyofauna.
Sein 1797 veröffentlichtes Verzeichnis von 30 einheimischen Fischarten gibt ein Bild der Zusammensetzung der Arten der Ichthyofauna in den oberlausitzer Flüssen, Teichen und Seen ab. Meyer-Knonow hatte auch große Verdienste am Kennenlernen der heimischen Flora. Das Wissen über Botanik musste bei ihm groß sein, wenn er in der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zum Leiter der Sonderflorakommission, die Pflanzen in unserer Region erfassen sollte. Durch die Beschreibung von Wasseradern im Kreis Görlitz sowie in dem sog. Queiskreis leistete er einen wesentlichen Beitrag zu kartographischen Forschungen des Sechsstädtebundes. Die Interessen von Meyer umfassten auch Geologie. Er führte Erzsuche durch. In der Nähe von Görlitz aktivierte er zwei Abbauräume, in denen einige Zeit Eisen abgebaut wurde. Seit den jüngsten Jahren spielte er Klavier und Geige und als Erwachsener beschäftigte sich mit dem Bau von ausgefallenen Musikinstrumenten, wie z.B. Glasharmonika. Zur Wende 18./19. Jahrhunderts war das ein populäres Instrument (Mozart schrieb Werke für Harmonika), dann geriet es in Vergessenheit. Meyer-Knonow gab in vielen Städten Konzerte mit der Glasharmonika.
Der für die oberlausitzer Natur verdiente Forscher verstarb am 14. Januar 1797 im Alter von fast 53 Jahren.